Das Windfenster dreht sich, echt jetzt?
Ja, das tut es wirklich. Wieso ist das so?
Der ursprüngliche Grund dafür ist, dass der der Kite einfach nur eine Anströmgeschwindigkeit v spürt, und nach ihr seine Position ausrichtet.
Steht man auf festem Boden ist v einfach nur die Windgeschwindigkeit.
Bewegt man sich jedoch setzt sich v aus der Windgeschwindigkeit und der Fahrtgeschwindigkeit zusammen, als vektorielle Addition. “Scheinbarer Wind” nennen das die Segler auch oft.
Der Kite spürt nur v.
Woraus sich v zusammensetzt, und warum es ihn jetzt wie stark anströmt, weiß er nicht.
Deshalb gilt nun für den fliegbaren Bereich des Kites ein gedrehtes Windfenster, dass sich an v ausrichtet.
Ausrichtung des Windfensters während der Fahrt an der resultierenden Anströmgeschwindigkeit v ; bei stationärer Fahrt befindet sich der Kite immer an der eingezeichneten Position, die sich durch v ergibt.
Hier ein Beispiel incl. aller beteiligten Kräfte für einen typischen Halbwindkurs:
Noch ein Beispiel auf Am-Wind Kurs:
Beispiele aus der Praxis, wo das sich drehende Windfenster zu spüren ist:
A.Straßenbahnhalse bei Änfangern:
Normalerweise muss man für eine Straßenbahnhalse erst abbremsen, dann Kite in die neue Richtung fliegen, und in die neue Richtung wieder losfahren.
Ein klassischer Anfängerfehler ist nicht abzubremsen, sondern einfach ungebremst den Kite auf die neue Seite zu fliegen.
Gefährlich dabei:
- so lange man fährt, ist das Windfenster gedreht, und der Kite kann auf der neuen Seite viel zu weit nach Luv fliegen.
- Sobald man nun stehen bleibt, ist das Windfenster wieder in der statischen ungedrehten Position. Der Kite ist also außerhalb des Windfensters und kollabiert, bzw. entlastet.
B. Zu schnell Fahren, und nicht mehr die Höhe halten können.
Wenn man auf einem Kurs immer schneller fährt, zieht der Kite immer mehr quer. Er wandert immer weiter nach hinten, und irgendwann zieht er zu stark quer um diesen Kurs halten zu können.
Die Ursache liegt darin, dass sich das Windfenster immer weiter dreht, wegen des sich ändernden Anströmvektors v, der durch den Fahrtwind verzerrt wird.
Fahrtgeschwindigkeit in den folgenden Bildern: 3m/s, 6m/s, 9m/s, 12m/s
Stationär fahrbar sind in diesen Fall hier nur ca 9m/s Fahrgeschwindigkeit, erkennbar daran, dass dabei Vortrieb und Widerstand etwa gleich große werden.
Bei 12m/s ist der Widerstand schon viel größer als der Vortrieb.
C. Überfliegen des Kites bei hohen Sprüngen, oder nach Kiteloops
Wenn es wieder abwärts geht im Sprung, kann der Kite ganz deutlich über den Zenith hinaus fliegen. Deshalb muss man den Kite zur Landung wieder nach vorne fliegen.
Tut man dies nicht, fällt die Landung etwas härter aus, und kurz danach entlasten die Flugleinen. Nun kann der Kite sehr leicht abstürzen, oder wenn er sehr gut ausbalanciert ist schafft er es ins Windfenster zurück zu schweben.
Doch wieso kann der Kite dabei überhaupt über den Zenith hinaus fliegen?
Der Grund ist die Abwärtsgeschwindigkeit, die den Anströmvektor ebenso beeinflusst, und das Windfenster dreht, wie es der Fahrtwind in der Ebene tut.
- Während der Abwärtsbewegung ist das Windfenster gedreht, über den Zenith hinaus
- Nach der Landung, Pilot still, ist das Windfenster wieder in die statische Position gedreht, der Kite ist somit außerhalb des Windfensters, und kollabiert bzw. entlastet.